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10 Bergregeln für das Trekking in Norwegen und Schweden – Plus 3 für den Winter

Aktualisiert: vor 1 Tag

Seit über 30 Jahren bereise ich die atemberaubenden Landschaften Norwegens, Schwedens, Finnlands und Dänemarks mit dem Rucksack, Fahrrad, Kanu und der Pulka. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Abenteuer erlebt und wichtige Lektionen gelernt, die ich nun mit dir teilen möchte.

Hier sind meine 13 Grundregeln, die dir helfen, deine Touren – sei es im Sommer oder Winter – sicher und erfolgreich zu gestalten. Von der Vorbereitung bis zur Rückkehr: Achte auf deine Sicherheit und genieße die Natur!

Training vor einer Bergtour ist extrem wichtig, um Deinen Körper an die Belastung zu gewöhnen.
Training vor einer Bergtour

Regel 1:

Kenne Deine Grenzen. Trainiere im Vorfeld ausreichend. Bereite Dich vor.

Plane Deine Tour so gut und detailliert wie möglich. Sei Dir über das Gelände, die Topografie, das Klima und die durchschnittliche Tagesetappe bewusst. Kenne die typischen Risiken und wie Du diese einschätzen kannst.

Plane die Tagesetappen nicht zu ehrgeizig und immer nach der Leistungsfähigkeit des Schwächsten. Falls Du feste Tagesziele hast (z. B. Hütten), habe immer einen Plan B, falls Du diese nicht erreichen kannst.

Sei Dir sicher, dass alles im Rahmen der Fähigkeiten von Dir und Deinen Begleitern liegt. Eigne Dir diese Fähigkeiten bei Bedarf noch vorher an und übe sie.

Trainiere genau das, was Du vorhast! Denn sonst wird Deine Tour schnell zur Tortur.

Der Schwächste in der Gruppe gibt das Tempo und die Dauer an. Dies kann durchaus täglich wechseln.

Regel 2:

Informiere andere über Deine Wanderung

Vor jeder Wanderung solltest du andere darüber informieren, wann und wohin du wandern möchtest. Wenn niemand weiß, dass du unterwegs bist, kann dich auch niemand vermissen. Dabei solltest du jedoch zwei Dinge beachten, um unnötige Suchaktionen zu vermeiden.

Lege kein zu enges Zeitfenster fest. Zum Beispiel: „Ich bin bis genau 18 Uhr zurück.“ Plane zusätzliche Zeit ein, damit niemand auf dich warten muss. Erst wenn das Toleranzfenster überschritten wird, sollte die informierte Person aktiv werden. Das Toleranzfenster sollte bei Sommertouren bei 10 % und bei Wintertouren bei 20 bis 50 % der geplanten Tourdauer liegen. Natürlich solltest du auch entsprechende Vorräte dabei haben. Der Zeitpunkt, ab wann die beobachtende Person aktiv werden soll, sollte hingegen genau festgelegt werden, zum Beispiel: „morgen um 15 Uhr.“

Außerdem sollten die Behörden oder Personen sowie Organisationen, über die die Rettung ablaufen soll, im Vorfeld genau recherchiert und notiert werden. Es kann hilfreich sein, ein Codewort zwischen dir und den „Rettern“ zu vereinbaren, damit in jeder Situation Klarheit besteht.

Verabrede nicht, dass du dich beispielsweise vom Mobiltelefon aus meldest. Akkus können leer sein oder du hast keinen Empfang in den Bergen.


Regel 3:

Achte immer auf das Wetter! Manchmal ändert es sich schneller als erwartet.

Auf einem Tagesausflug, einer mehrtägigen Wanderung oder einer mehrwöchigen Expedition: Das Wetter kann immer zur Gefahr werden.


Selbst im hohen Norden können die Sommer durch die Klimaveränderung unerwartet heiß werden, und die Sonne brennt erbarmungslos herunter.

Während des Winters werden die Temperaturen mangels Sonne durch Luftmassenströmungen beeinflusst, und Schneestürme mit extremen Temperaturschwankungen von mehr als 20 °C kommen nicht selten innerhalb weniger Stunden vor.


Daher achte auf die Wettervorhersage. Schau dir die Großwetterlage vor Beginn an, um Änderungen in den kommenden Tagen abschätzen zu können.

Beherrsche die Wetteranzeichen wie z. B. Wolkenformationen, Tierverhalten, Kondensstreifen oder Sonnenauf- und -untergänge.

Meide für deinen Lagerplatz exponierte Lagen, wenn ein Wetterwechsel absehbar ist.

Spanne das Zelt immer sorgfältig ab, selbst wenn die Sonne noch so sehr scheint.

Sei auf schlechtes Wetter vorbereiten. Wetterumschwünge kommen gerade in den Bergen  manchmal ohne lange Vorwarnung.
Sei auf schlechtes Wetter vorbereiten

Regel 4:

Sei auch bei Tagestouren auf schlechtes Wetter vorbereitet.

Regel 4 ergänzt Regel Nummer 3. Tagesausflüge werden gerne unterschätzt.

Schwere Gewitter oder Wolkenbänke können schnell entstehen. Dann siehst Du die Hand vor Augen nicht mehr und musst abwettern.

Ein praxistaugliches Notfallset sollte auch bei kurzen Touren im Rucksack immer dabei sein.


Notfallset für Tagestour

  • Notfall-Biwacksack (wasserdicht, einigermaßen robust, z. B. Bramble)

  • warme wetterfeste Jacke (wasserfeste Daunenjacke)

  • Poncho oder kleines Tarp (Beispiel: Jerven Fjellduken)

  • trockenes Ersatz T-Shirt & Socken

  • Sitzkissen

  • Messer, Tool ggf mit kleiner Säge.

  • Feuerzeug und Wachsanzünder

  • Metallbecher

  • Energieriegel mind. 1.000 kcal / Schokolade

  • Kopflampe

  • 10 m Paracord-Schnur oder Dyneema-Schnur 3mm

  • Ohropax (wer es mag)

  • Einfacher Kompass

  • Uhr

  • im Winter: Isomatte

  • im Winter: Warme Decke oder Schlafsack


Regel 5: Informiere Dich bei Einheimischen und Ortskundigen direkt vor der Tour.

Einheimische können die aktuelle Situation am besten einschätzen. Eine gute Anlaufstelle sind Outdoor-Geschäfte oder in Nordskandinavien Sami, welche noch in den Bergen arbeiten. ( z.B. in Jokkmokk im Geschäft "Outdoor Jokkmokk" von Malin)

Meistens sind alle gerne bereit über Wasserstände, Moskitos und Besonderheiten im aktuellen Jahr Auskunft zu geben.

 

Dies ist eine Werbung für meine Outdoor-Kurse:

 

Regel 6:

Verwende Karte und Kompass

Akkus von Smartphone oder GPS können unerwartet schnell leer sein. Es kann herunterfallen und kaputt sein. GPS Satelliten können ausfallen oder das Internet ist nicht erreichbar.

Die Elektronik ist eine tolle Ergänzung zu Karte und Kompass. Du und Deine Mitreisenden sollten immer wissen, wo ihr auf der Karte gerade seid. Jeder sollte wissen, wie er oder sie auf dem sichersten Weg in die Zivilisation oder zum nächsten Nottelefon kommt.

Falls Du mit einer Gruppe unterwegs bist, kommuniziert miteinander. Ein Guide der daraus ein Geheimnis macht, ist ein schlechter Guide.

Der Umgang mit Karte und Kompass sollte Dir genauso vertraut sein wie der Umgang mit dem Smartphone.


Regel 7:

Respektiere die Natur und Kultur

Respektiere die einheimische Kultur und Natur, indem Du immer daran denkst, dass Du Gast der Berge und ihrer Bewohner bist.

Nimm Deinen Abfall mit nach Hause! Eine Arbeiten von Abfall kannst Du auch verbrennen, sofern Du Feuer machen darfst und kannst.

Pflücke und sammle nur die Pflanzen, welche Du unbedingt benötigst.



Störe die Tiere nicht unnötig und mache keinen sinnlosen Lärm. Allerdings ist eine gewisse Lautstärke, ein Glöckchen, singen oder pfeifen sinnvoll, um von wilden Tieren nicht überrascht zu werden.

Gerade Elche im Frühjahr und Bären während des gesamten Sommers kannst Du damit effektiv vorwarnen.


7te Bergregel: Respektiere die Natur und die Tiere.
7te Bergregel: Respektiere die Natur und die Tiere.

Regel 8:

Kehre um, wenn es noch geht. Es ist keine Schande.

Wenn Du während Deiner Wanderung feststellst, dass die Kondition doch nicht reicht oder sich eine Wetteränderung anzukündigen scheint, sei bitte weise: Dreh um. Denke immer dran, Du musst den Weg auch wieder zurückgehen können. Und es ist keine Schande, auf halbem Weg umzudrehen. Eine weitere Gelegenheit für die Wanderung kommt bestimmt.

Kein Foto ist es wert, dass Du Dich oder andere dafür einer Gefahr aussetzt. Letztlich müssen sich auch Helfer in Gefahr begeben, um Uneinsichtige zu retten.


Regel 9:

Teile Deine Kräfte ein.

Erschöpfung ist eine der häufigsten Ursachen für Unfälle. Es kann zu Unterkühlung, Unkonzentriertheit und zu Halluzinationen führen.

Der Tag besteht nicht nur aus laufen oder paddeln. Das Lager muss morgens abgebaut und abends wieder errichtet werden. Je nach Jahreszeit oder Wetter geht das mal schneller, mal langsamer. Und auch dies benötigt manchmal sehr viel Energie.

Plane Deinen Tag so, dass Deine Kräfte bis abends ausreichen. Gönne Dir ausreichend Schlaf zum Regenerieren.


Regel 10:

Plane genug Zeit ein.

Plane Deine Tour ohne Zeitdruck. Dies gilt für die gesamte Tour. An- und Rückreise, Transfers vor Ort und die Tour selbst.

Schnell mal fällt ein Zug aus, ein Flieger verspätet sich oder es mogelt sich eine Autopanne zwischen rein.

Dann wird die eigentliche Tour zur Stresstour, die Tagesetappen verlängern sich und der Stress steigt. Möglicherweise sind Deine Ziele nicht mehr erreichbar.

Dies führt dann schnell zu Erschöpfung, Unkonzentriertheit und Unfällen.

 
Eine Schneehöhle bietet Schutz und Isolation

Zusätzliche Winter-Regeln

Winter Regel 11:

Suche Schutz und grabe Dich, wenn es kritisch wird.

Sei auf Temperaturstürze vorbereitet. Im Winter können die Temperaturen in wenigen Stunden um bis zu 15 Grad abfallen. Im Schneesturm sorgt der Windchill schnell zu Erfrierungen. Bei Temperaturen unter -10 Grad enden Fehler schnell tödlich.


Sei darauf vorbereitet und habe die passende Ausrüstung und das nötige Wissen, um dies zu überstehen.

Grabe Dich rechtzeitig ein, denn dies benötigt mehrere Stunden Zeit.


Winter Regel 12:

Meide das Eis auf Gewässern.

Eis ist immer lebensgefährlich. Strömungen unter der Eisfläche können das Eis auf Flüssen und Seen auf nur wenige Zentimeter dicke aushöhlen, obwohl es drumherum meterdick ist.

Laufe dicht am Ufer, wo es flach ist. Folge den Schneemobilspuren. Diese sind oft mit roten Kreuzen markiert. Die Einheimischen wissen meist, wo es sicherer ist.

Meide Gewässer-Engstellen, Durchgänge unter Brücken und scharfe Kurven von Flüssen. Diese sind häufig durch die Strömung sehr dünn.

Meide Eisflächen. Bei Wintertouren können Gewässerquerungen schnell unmöglich werden.
Plötzliches Tauwetter Eisflächen unpassierbar machen.

Winter Regel 13:

Plane genug Reserven ein.

Plane Deine Vorräte so, dass Du selbst am letzten Tag der Tour noch umdrehen und den Weg, den Du gekommen bis, zurückgehen könntest.


Auch wenn es bisher super gelaufen ist, so kann es gerade im Winter passieren, dass eine Etappe durch Eisbruch, Schneeschmelze oder eine Lawine unpassierbar geworden ist.

Es kann sein, dass das Ziel Deiner Tour auf der anderen Seite des Flusses liegt, dieser aber nicht mehr überquerbar ist. Weder auf dem Eis noch mit einem Boot.


Zeitdruck, Erschöpfung usw. führen zu Unaufmerksamkeit und Unfällen.

Einen Schneesturm solltest Du abwettern können, ohne danach in Zeitnot zu geraten. Defekte Brücken oder Erdrutsche können Umwege bedeuten. Habe genug Zeit und Lebensmittel dabei, um notfalls etwas länger unterwegs sein zu können. Faustregel für eine Sommer-Reserve sind 10 %, für den Winter 50 %.

 

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Resümee:

In den letzten Jahren habe ich eine zunehmende Anzahl von Rettungseinsätzen in den skandinavischen Bergen erlebt. Die Gründe sind vielfältig, aber meistens hängt es mit der Missachtung der oben genannten 10 Bergregeln für das Trekking in Norwegen und Schweden zusammen.

Rettungseinsätze sind nicht nur eine Belastung und ein Risiko der Menschen, welche diese durchführen. Sie sind auch noch eine zusätzliche Belastung für die Natur, da immer häufiger Helikopter dafür eingesetzt werden.


Daher ist meine Bitte, dass Du Dir die genannten Regeln zu Herzen nimmst und sie auf Deine Abenteuer entsprechend anpasst.


Ich wünsche Dir allzeit schöne Touren!

Ende

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