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Flechten als Notnahrung

Um in einer Survival Situation eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen, benötigt es unter anderem Kohlehydrate. Diese sind jedoch, ähnlich wie Fett, sehr schwer in der Natur zu finden. Vor allem, weil die Pflanzenwelt dort, wo Du vielleicht gestrandet bist, oft fremd, unbekannt und möglicherweise je nach Jahreszeit auch wenig vielfältig ist.

Die Flechte ist eine Symbiose aus Pilz und Alge ist, Du kannst sie weltweit leicht identifizieren und sie ist gesund und ganzjährig verfügbar. Flechten sind eine gute Survival Nahrung.

Strauchflechte oder Elchgeweihflechte
Flechten als Notnahrung?

Flechten gehören schon seit je her zum Nahrungsspektrum von uns Menschen, werden allerdings in unserem Kulturkreis seit langen vernachlässigt.


Aus Flechten kann Mehl, eine Art Spinat, Pesto oder Gewürz hergestellt werden. Als Zutat zu anderen Produkten wie Ei oder Fladen verliert es fast vollständig seinen bitteren Beigeschmack.


Es gibt etwa 25.000 Flechtenarten. Grob unterschieden werden:

  • Strauchflechten

  • Blattflechten

  • Krustenflechten

  • Gallertflechten


Als Survival-Nahrung interessant sind Strauch- und Blattflechten. Diese kannst Du leicht und ganzjährig in großen Mengen ernten. Die z. B. Rentierflechte wächst in großen Mengen direkt am Boden in borealen Klima. Andere Flechten wachsen an Ästen von Bäumen, auf Steinen und sogar auf Beton, Metall, Kunststoffen oder Lacken. Es gibt auch giftige Flechten. Dazu mehr gegen Ende des Artikels.


Sehr bekannt sind z. B.

  • "Isländisch Moos" (ist eigentlich eine Flechte)

  • die "Rentierflechte",

  • die "Lungenflechte",

  • die "Landkartenflechte" (ein beliebtes Tarnmuster in Skandinavien)

  • die "Bartflechte", welche in den nordischen Ländern von den Bäumen hängen.

Allerdings kommen Flechten fast überall vor. Auch bei uns in recht großen Mengen, je nach Standort,


links: Die "Rentierflechte" ist ebenfalls eine Strauchflechte

mitte: Krustenflechte auf einem Stein

rechts: "Baummoos" oder "Elchgeweihflechte" eine Strauchflechte von einem Nadelbaum


Nährstoffe / Nährwert

Flechten sind auch vitamin- und nährstoffreich, enthalten Vitamine B12, D2, D3, Eisen und Kohlehydrate und Ballaststoffe. Ich habe allerdings keine detaillierte Nährwerttabelle gefunden, um einen Vergleich zu anderen Nährstoffquellen erstellen zu können.


Die Vitamine A, D, E, K sind fettlöslich. Um diese für uns verwertbar zu machen, müssen die Flechten also in Fett gebraten werden. Ansonsten sind diese Vitamine für uns nicht verwertbar. Dennoch lohnt es sich, diese auch ohne Öl oder Fett zu zuzubereiten.


Flechten erhalten viele Kohlehydrate. Eine Untersuchung (*4 - Uni Ankara) beschreibt,

dass der Anteil der Kohlehydrate in den untersuchten Flechtenarten bis zu 57% (trocken) betrug.


Der Anteil an Ballaststoffe sollte auch hoch sein, alleine wegen der Cellulose und der Pilze. In einer Survival-Situation, in welcher es wenig zu essen gibt, helfen Ballaststoffe den Magen und Darm zu beschäftigen und Krämpfe zu vermeiden. Auch wenn sie selbst keinen Nährwert haben. (Aussage meines Arztes)


Zubereitung:

In einer Survival-Situation sollte, egal was Du verzehrst, immer alles gekocht, gebraten oder geschält werden, um Bakterien, Viren und Parasiten abzutöten.


Flechten können sehr bitter sein. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass bei einigen Flechtenarten zweimaliges Kochen von etwa drei Minuten ausreicht, um deutlich zu entbittern. Leider reduziert häufiges Kochen und Warmhalten vor allem die B Vitamine deutlich. Studien haben gezeigt, dass beim Kochen vor allem B1, B5 und C bis zu 50 % zerstört werden. (*3). Die fettlöslichen Vitamine sind recht hitzestabil.


Ebenso ist es für die Nährstoffversorgung besser, wenn die Pflanzen möglich fein gehakt werden, um die Oberfläche zu vergrößern.


Ideal wäre es also, die Flechten zwei bis drei Mal zu kochen und dann weiterzuverarbeiten. Sie haben nun eine Konsistenz ähnlich wie Kohl, riechen jedoch eher wie Pilze. Da Pilze im Allgemeinen schwer verdaulich sind, ist eine lange Koch bzw. Dünstungszeit sinnvoll. Ich empfehle mindestens 30 Minuten dünsten oder köcheln.


Zur Weiterverarbeitung dieser Survival Nahrung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:

  • Trocknen (Vorrat)

  • Trocknen und zu Mehl verarbeiten

  • Als Pfanne gebraten (Ich finde sie werden dann wieder etwas bitterer)

  • Eine Einlage in eine Suppe

  • Pesto (sofern Du in der Wildnis die Zutaten dafür hast)

  • weißt Du noch eine? Schreibe es in die Kommentare!

Am besten finde ich die Flechten als Beilage. Aber das ist Geschmackssache. Besonders schmackhaft ist diese Notnahrung ohne Salz und Gewürze jedoch nicht. Ideal ist, wenn Du angebratenes Fleisch, Fisch mit Röstaromen und Fett als Geschmacksträger hast.

Backen wirst Du sie nicht können, da Gluten fehlt. Ich werde mal ausprobieren, ob sich zusammen mit Beeren eine Kugel kneten lässt, um einen Vorrat anlegen zu können.



Anbei ein kurzes Video zur Veranschaulichung:

Giftige Flechten

Es gibt auch giftige Flechten. Die auffällig zitronengelbe (Warnfarbe) "Wolfsflechte". Wie der Name sagt, wurde sie zum Vergiften von Wölfen und Füchsen zusammen mit Fleischködern verwendet. Sie kommt in Skandinavien selten vor und steht auf der Roten Liste. Kommt aber auch in den mitteleuropäischen Alpen am Rand zur alpinen Region vor.

Da sie zu den Strauchflechten zählt und somit potenziell in den Fokus kommen kann, ist darauf zu achten. Die Zitronenfarbe sollte Warnung sein.


Auch wenn ich zu den Gallertflechten keine Aussagen über die Giftigkeit gefunden haben, würde ich aufgrund der Symbiose mit Cyanobakterien statt der Grünalge, auf den Verzehr verzichten. Cyanobakterien werden bei uns in Gewässern auch oft als Blaualgen bezeichnet und sind immer wieder für Fischsterben verantwortlich.


Resümee:

Kohlehydrate (Mehrfachzucker) sind in einer Survival-Situation fast so wichtig wie Fett und schwierig in ausreichenden Mengen zu bekommen. Flechten erhalten bis zu 57 % KH.

Das Kambium von Bäumen ist wesentlich aufwendiger zu ernten und die zu erwartenden Mengen sind gering. (Verhältnis Energieaufwand zu Ertrag)


Wurzeln von Pflanzen enthalten ebenfalls Kohlehydrate und sind lokal gut und leicht zu ernten. Schilf, Rohrkolben, Seerosenwurzeln, wilde Rüben oder andere Pflanzen sind, wenn vorhanden, gute KH-Quellen. Die Vorkommen sind aber meistens sehr lokal.


Übliche Beeren wie Heidelbeeren, Brombeeren usw. haben mit 5 - 6 % im Vergleich sehr wenig KH.


Im Vergleich sind also Flechten eine einfach zu erntende und KH-reiche Pflanze. Auch die Zubereitung ist einfach. An die Bitterstoffe muss sich allerdings unser Geschmackssinn, Magen und Darm erst gewöhnen.

Ich würde sie daher als gleichwertig wie Wurzeln (Rizome) einstufen. Flechten sind daher als Notnahrung sehr gut geeignet.

ENDE



(Quelle:





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